Keine Frage, Rütter hat ein gutes Gespür dafür, was ankommt. Das ist nicht leicht, aber eigentlich auch nicht so schwer mit dem schier unerschöpflichen Thema „Hund“ – sofern es Martin Rütter übernimmt.
futuremynd: Herr Rütter, wie geht Hundesprache?
M. Rütter: Um Hunde zu verstehen, muss man lernen, ihre Körpersprache zu lesen. Wichtige Anzeichen sind z.B. die Stellung der Ohren, der Blick, die generelle Körperhaltung sowie die Rutenhaltung. Ein Hund, der die Ohren anlegt, mit dem Blick ausweicht, sich mit einem runden Rücken klein macht und die Rute einzieht, zeigt z.B., dass er gerade Angst vor etwas hat und sich unsicher fühlt.
Hunde, die bellen, beißen nicht - warum?
M. Rütter: Diese Regel stimmt nur insofern, dass Hunde im Augenblick des Zubeißens nicht bellen können. Gerade ängstliche Hunde bellen sehr laut und heftig. Sie zeigen damit an, dass sie sich bedroht fühlen und im Falle weiterer Bedrohung durchaus auch zubeißen würden. Anders verhält es sich mit sicheren Hunden, die z.B. eine Beute für sich beanspruchen oder einen Anspruch durchsetzen wollen. Diese Hunde drohen oft nur mit einem deutlich fixierenden Blick sowie einer offensiv drohenden Körperhaltung, also durchgedrückten Beinen, aufgerichtetem Kopf mit Blick über den nach unten gehaltenen Nasenrücken.
Sie befürworten den Hundeführerschein. Was müssen Herrchen und Frauchen in der Hundeführerschule lernen?
M. Rütter: Das Verhalten von Hunden wird oft viel zu menschlich interpretiert, was dann dazu führt, dass Hunde in ihrer Kommunikation sehr deutlich werden müssen, bis ihre Botschaft bei uns angekommen ist. Ein klassisches Missverständnis ist das Anspringen bei der Begrüßung, das fast immer als Freude des Hundes empfunden wird. In den wenigsten Fällen ist das aber freundlich gemeint, sondern viel häufiger als Korrektur des Menschen, der den Hund nicht mit nach draußen genommen hat.
Was halten sie von Hundekleidung?
M. Rütter: Hundebekleidung in Form von Dirndl, Lederhosen etc. ist für Hunde vollkommen unsinnig. Hier werden Hunde vermenschlicht und die menschlichen Bedürfnisse in den Vordergrund gestellt. Der Hund soll einem bestimmten Image entsprechen. Oder aber er nimmt die Stelle eines Kindes ein, welches mit Kleidungsstücken ausstaffiert wird. Hunde sollten jedoch ihrer Natur gemäß, also artgerecht behandelt werden. Sie haben ein Fell, das alle notwendigen Funktionen wie Wärme- oder Kälteschutz übernimmt und benötigen in der Regel keine Kleidung. Ausnahmen hiervon sind sogenannte Hundedecken oder -mäntel, welche gerade z.B. kranke oder alte Hunde bei großer Kälte schützen können.
Ein knuddeliger Welpe vom Züchter oder ein „armer“ Hund aus dem Tierheim: Wie sollte man sich entscheiden?
M. Rütter: Ein Welpe kann auf die Bedürfnisse der Familie geprägt werden, jedoch braucht man für die Aufzucht gerade in den ersten Monaten mehr Zeit. Ein junger Hund kann noch nicht so lange alleine bleiben. Einen erwachsenen Hund kann man in der Regel schneller in den Alltag integrieren. Oftmals bringt ein erwachsener Hund aber auch Probleme mit sich, über die man sich bewusst sein muss. Daher sollte der in Frage kommende Hund getestet werden. Hierbei hilft eine gute Hundeschule. Die Entscheidung muss immer individuell getroffen werden.
„Um Hunde zu verstehen, muss man lernen, ihre Körpersprache zu lesen.“
Guido Engels, mina-entertainment.de/Klaus Grittner